Am 31.08.2014 fliege ich von Düsseldorf nach Prag mit CZCH Airline. Ich besteige ein Propellerflugzeug. Der Service, Freundlichkeit und auch die Landung sind vorbildlich.
Auf dem Flughafen in Prag gehe ich zu dem Parking C, wo ich meinen Skoda (gelb) – 8000 km gelaufen – am Schalter bei RentPlus abhole. Eine sehr freundliche Bedienung – Englisch und Deutsch kein Problem - . Zu meiner Überraschung gibt mir der Angestellte eine Vignettte, die im Mietpreis enthalten ist. Mit meinem neuen Navi fahre ich dann aus dem großen Parkhaus im Schneckentempo heraus ( da ich mich auf Gangschaltung umstellen muss). So fahre ich dann auf die Aviaticka Richtung Centrum/Transit und dann ging es Richtung Prag-Branik. Der Verkehr ist bis zur E67 schrecklich und erfordert höchste Konzentration. Es sind sechs Blitzer auf dieser Strecke. Trotzdem wird sehr, sehr schnell gefahren.
Ich erreiche Svitaviy um 21 Uhr und stelle meinen Wagen auf den bewachten Parkplatz ab. Einchecken ist unkompliziert. Das kleine Hotel Garni, Riegrova 7 gegenüber dem alten Waisen- und Armenhaus wirkt von außen ein wenig stillos, aber im Innern ist es freundlich und modern (alles in grün gehalten) eingerichtet. Mein Zimmer ist sehr, sehr sauber und modern eingerichtet. Mein Blick aus dem Fenster geht auf ein Freibad, Hallenbad und Beach-Vollyball-Platz. Die Bäder sind zur freien Benutzung. Das Frühstück ist liebevoll angerichtet und ausreichend. Es ist dort sehr ruhig und trotzdem bin ich nur 7 Min. vom Stadtkern (zu Fuß) entfernt. Am anderen Morgen beginne ich meine Besichtigungstour mit einem Cityplan, wo ein Rundgang eingezeichnet ist. Ich beginne am schönen Friedensplatz mit der Mariensäule und dem barocken Florians-Brunnen aus dem Jahre 1783. Ein wunderschöner restaurieter Platz mit barocken und klassizistischen Bürgerhäusern und mit den zweitlängsten Arkaden in Tschechien ( Leitomischl hat die längsten). Das alte Rathaus und das Haus Zum Mohren, das Ottendorfer-Haus, das Städt. Museum sind sehenwerte Häuser. Weiter besichtigte ich die Langerova Vila und die Budig Vila. Die Langerova Vila wurde im historischen Stil bereits um 1890 vom Brünner Architekten G. Wanderley entworfen, der auch das Ottendorf-Haus entwarf. Die Residenzbesitzer waren Julius Langer, der Gründer der Holzfabrik in der Stadt, und nach seinem Tod im Jahre 1901 sein Sohn Robert.
Dann geht es über den Fluß Svitava zur ältesten Kirche St. Ägedius mit angrenzendem Friedhof. Leider sind alle Kirchen geschlossen, da sehr viel Bronze und Kupfer gestohlen wird. Der Friedhof ist wunderschön angelegt. Direkt am Eingang erspähe ich ein Grab von August und Anna Schindler 1890. Ich frage mich, ob dieses Ehepaar mit Oskar Schindler verwandt ist? Ich entdecke die wunderbaren Grabmäler von den Familien Langer und Albrecht, Baumeister Johann und Ernst Bier und dem Rosenzüchter Bier. Der alte Friedhof ist von dem neuen Friedhof abgetrennt, so dass ich rellativ schnell fündig werde.Dann geht der Rundgang weiter zur St. Joseph Kirche, wo sich früher auch ein Redemtoristen Kloster befand. Heute steht dort das Krankenhaus. Die Kirche St. Joseph wird renoviert, restauriert, schwere Erdarbeiten sind vor der Kirche im Gange, das macht es mir nicht möglich ins Innere zu gelangen. Ich kehre zurück zum Stadtkern, wo ich Reste von der alten Stadtbefestung ( aus dem 14. Jahrh.) entdecke. Von der Albrecht Vila und dem Bezirksgericht komme ich in den Jan Palach-Park, der wunderschön angelegt ist, wo ich mich auf eine Bank setze und die Statue der Mutterliebe und die Oskar Schindler Gedenktafel ansehe. Ottendorf gab diese Statue 1892 in Auftrag. Er wollte mit dieser Statue an seine Mutter Katharina erinnern und dem Muttergefühl allgemein huldigen. Mit der Schaffung der Statue der Mutter mit dem Kind wurde der Professor der Akademie in Stuttgart Adolf von Donndorf beauftragt. Auf der Welt gibt es nur vier Gestaltungen dieses Werkes mitten in New York am Union Squere (1881) in Zwittau (1892), in Weimar unter dem Namen Mutterbrunnen (1895) und die Statue Paulinger Brunnen in Stuttgart (1898).
Direkt gegenüber dem O.Schindler Denkmal ist das Geburtshaus von Oskar Schindler, Iglauer Str. 24 (heute Politschka Str.). O. Schindler wurde 1908 in Zwittau geboren. Er hatte den Ruf in der Stadt „Schindler-Gauner“.
Die Budig Vila an der Machaz Allee wurde 1892 für den Bürgermeister und Textilindustriellen Johann Budig ( 1832-1915) errichtet. Johann Budig war von 1879 bis 1884 und von 1894 bis 1902 Brügermeister der Stadt Zwittau und von 1876 bis 1885 Abgeordneter des österreichischen Parlament.
Den jüdischen Friedhof, den ich verzweifelt suche, finde ich nicht. Keine Hinsweisschilder oder sonstige Hinweise zeigen mir den Weg.
Am anderen Morgen entschliesse ich mich das Städt. Museum zu besuchen. Ich gehe direkt in die Oskar Schindler-Etage. Dort wird eine sehr umfangreiche Ausstellung geboten. Die Listen der 1200 geretteten Juden hängt dort aus. Die Schreibmaschine, worauf Herr Stern die Listen schrieb kann man besichtigen und natürlcih O. Schindlers Leben und auch der Lagerleiter von Ausschwitz, Goeth wurde in Bildern festgehalten. Leider war die ganze Ausstellung in tschechisch. Ich bekomme nach meiner Reklamation ein Ringheft in die Hand gedrückt, wo die Blätter herausfallen. Leider war ich mit dieser Handhabung nicht zu frieden. Meine Frage nach einer Friedhofsliste, werde ich einem jungen Hsitoriker vorgestellt. Es gibt keine Listen, aber er erzählt mir etwas über die beiden Familien Bier auf dem Friedhof. Meine Frage, warum keine deutsche oder englische Erklärung an den Wänden zu finden ist, weil O. Schindler doch ein Deutscher war, gab er mir zur Antwort, „sie haben doch diese Broschüre und ausserdem war er ein Sudetendeutscher.“ Dann breche ich das Gespräch ab.
In der oberen Etage ist eine Wasch-Ausstellung. Schrubbbretter, alte Waschmaschinen, Wringen, Bügeleisen usw. , in einer Etage sind Landschaftsbilder von hiesigen Malern und ganz unten ist eine Ausstellung ( wo ich nicht genau weiß, was sie zu bedeuten hat)
Am 03.09. fahre ich nach Porstendorf (Borsov), Neudorf (Nova Ves), Kuncina (Kunzendorf), Ober Heinzendorf, Glaselsdorf (Skelene), M. Hermersdorf, Ketzelsdorf (Koslirov).
Überall werde ich nicht sehr freundlich begrüßt – was ich auch verstehen kann. In allen Orten besuche ich die Friedhöfe und fotografiere einige ältere Häuser. Manche sind verfallen oder schon Ruinen. Ich stelle aber fest, dass die Menschen dort im Aufbruch sind. Die Dörfer sind sauber und ordenlich. Borsov ist nicht so sauber und ordenlich, aber das kommt sicher auch noch. Die Fahrt durch diese Dörfer bewegen mich sehr und ich staune über die wunderschöne Landschaft. Wälder, Hügel und Alleen prägen das Landschaftsbild. Ich kann meine Mutter heute verstehen – sie hatte immer Heimweh.
In Neudorf sind so gut wie keine alten Gräber mehr vorhanden. In Skelene, Svitavy, Ketzelsdorf und Ober Heinzendorf dagegen sind noch einige zu finden. In Borsov sind auch einige alte Gräber, aber leider nicht gepflegt. Die Friedhofe und Kirchen sind meist sehr ordendlich angelegt – immer auf einem Hügel. Von diesen Dörfern geht eine Ruhe aus. Menschen und Autos sind kaum auf der Straße. In den Dörfern werden Häuser renoviert und restuariert und umgebaut.
Am besten hat mir Ketzelsdorf gefallen, von dem Dorf geht eine Aufbruchstimmung aus.
Am 04.09. fahre ich nach Litomischl. Eine wunderbare historische Stadt. Ich bin begeistert von dem Smetana-Platz und den Arkaden. Das Schloss und die Brauerei ( Geburtshaus von Smetana stehen auf meinem Besichtungsplan. Ich schlendere mit Smetana Melodien ( Verkaufte Braut) durch die eheml. Räume der Familie Smetana. Smetana wurde in der Brauerei ( sein Vater war Brauer) 1824 geboren. Die Familie Smetana zog mehrere Male um. Am Smetana Platz sind auch zwei Häuser, wo Smetana gewohnt hat. Diese Stadt ist eine Reise wert. Kleine Gassen und gemütliche Gasttätten erwartet den Besucher. Im Klasterni Zahrady (Park) setze ich mich in ein kleines Cafe und lasse das Panorama auf mich wirken. Leise Smetana Melodien erklingen. Ein Ort der Ruhe und Entspannung. Ein hübscher quadratischer Brunnen mit vier modernen Statuen in der Mitte des Parkes runden das wunderbare Bild ab. Leider unternehme ich keine Führung im Schloss, da die Führung auf teschechisch ist ( mit deutscher Broschüre) und 50 Min. dauert. Meine Parkzeit auf dem Smetana Markt würde ich überschreiten und das Risiko will ich nicht eingehen. Von außen ist das Schloss ein wunderbares Gebäude, was ich mit so einer Grafitti Malerei noch nie gesehen habe. Das Schloss wurde 1568-1581 errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde es im klassizistischen Stil umgebaut. Letzte Besitzer waren die Fürsten von Thurn und Taxis, die das Schloss 1855 erwarben. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Schloss verstaatlicht und seit 1949 finden dort Smetana-Festivals statt.
Auf Einladung des damaligen Präsidenten Vaclav Havel fand 1994 im Schloss ein Treffen von sieben mitteleuropäischen Präsidenten statt. Das gesamte Schlossareal, das in den letzten Jahren umfassend renoviert wurde, gehört seit 1999 zum UNESCO-Weldkulturerbe und wurde in dessen Verzeichnis aufgenommen.
Am 05.09. ist meine Reise in die Vergangenheit zu Ende und ich fahre morgens um 10 Uhr von Svitavy zum Vaclav Havel Flugplatz nach Prag. Die Landstraße 35 wird stark von LKWs befahren Ich halte mich strikt an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Dadurch bin ich manchmal ein Verkehrshindernis und fahre auch manchmal rechts an den Straßenrand um die sehr eiligen Fahrzeuge vorbei zu lassen. Manchmal fahre ich ganz rechts um den Überholern aus der Gegenrichtung die Möglichkeit zu geben, sich wieder in die Autoschlange ein zu ordnen. Da ich viel Zeit habe, fahre ich von der Landstraße 35 hinunter und fahre durch die Dörfer – was sehr interessant ist. Ich mache kleine Pausen in den Dörfern und erreiche den Flughafen gegen 14 Uhr. Mein Flieger geht um 18 Uhr. Die Rückgabe meines Autos (an das ich mich sooooo gewöhnt habe) geht reibungslos. Ich weiß nur nicht genau, wo der Eingang der Rückgabe ist. Freundliche Mitarbeiter gaben mir schmunzelnd Auskunft. ( ich lese die Gedanken – oh, oh, FRAUEN ). Langsam schlendere ich zum International Flughafen Terminal 2. Pünktlich um 18 Uhr erhebt sich der Airbus (CZCH airline) Richtung Düsseldorf. Einen kleinen Snack, eine Tasse Kaffee und ein Kaltgetränk werden mir angeboten. Pünktlich erreiche ich den Flughafen Düsseldorf ( 19.15).
Fazit dieser Reise:
Es war ein Highlight in meinen Leben.. Diese Reise werde ich niemals vergessen. Der Besuch in einem östlichen Land hat mir gezeigt, auch diese Menschen im Aufbruch sind und ich spürte den Fortschritt. Ich hoffe, dass die Menschen dort ihre Identität nicht verlieren, denn alles was modern und aus dem Westen kommt ist nicht gut und sinnvoll.
Ich habe Gräber meiner Verwandten gefunden, das Elternhaus meiner Mutter und das Haus meines Onkels ( das erst drei Monate fertig gestellt wurde (vor dem 18.06.1945). Die Fläche, wo das Gebutshaus meines Großvaters stand und noch einige andere Höfe, die ich Verwandten zu ordnen konnte. Was mich befremdete waren die Lautsprecher in den Gemeinden. Das erinnerte mich an meine Reise nach Nord-Vietnam, wo zu bestimmten Uhrzeiten die Menschen geweckt werden oder zum Sport aufgerufen oder Propaganda-Durchsagen statt finden.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dort einen längeren Urlaub zu verbringen.


