In vielen Kinder-Sterbeeinträgen ist als Todesursache "Frais" angegeben. Meine Online-Nachforschungen führten zum Ergebnis, dass es sich dabei wohl um Koliken aller Art handelt.
Jetzt habe ich im Fernsehen auch noch Werbung für ein Kindernahrungsmittel gesehen, welches Koliken einschränken soll.
Als medizinischer Laie dazu mal die Frage:
Koliken sind doch keine Krankheit in dem Sinne, dass sie ausgerottet oder durch Impfungen bekämpft werden könnten. Also müssten sie doch eigentlich auch heute noch ein großes Problem sein, und eine tödliche Gefahr für Kleinkinder. Bei Pest, Typhus etc verstehe ich, warum diese Krankehiten keine große Gefahr mehr darstellen.
Aber warum hört man nicht mehr von Todesfällen durch Koliken? Wieso ist die Kindersterblichkeit durch "Frais" ebenfalls zurück gegangen?
Was machen wir heute so viel anders?
Frais
Moderator: Thomas
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Aw.: Frais
Guten Abend,
unter der Liste der historischen Krankheitsbezeichnungen findet sich unter Fraisen - Epilepsie, Krampfanfälle
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_hist ... eichnungen
unter der Liste der historischen Krankheitsbezeichnungen findet sich unter Fraisen - Epilepsie, Krampfanfälle
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_hist ... eichnungen
Liebe Grüße aus Wien!
Ingrid
Ingrid
Aw.: Frais
Hallo,
ich kenne Frais / Fraisen, oder Epilepsie in meinem Ostpreußischen Forschungsgebiet, als Krampfanfall des ganzen Körpers, eine Kolik ist ja eher auf ein bestimmtes Organ bezogen.
Letzendlich waren es Sammelbegriffe folgende Links erklären dies glaube ich ganz gut.
http://www.genealogie-kiening.de/todesurs.htm
http://www.weiperter-vorfahren.de/altezeit.html
Beste Grüße
Jan
ich kenne Frais / Fraisen, oder Epilepsie in meinem Ostpreußischen Forschungsgebiet, als Krampfanfall des ganzen Körpers, eine Kolik ist ja eher auf ein bestimmtes Organ bezogen.
Letzendlich waren es Sammelbegriffe folgende Links erklären dies glaube ich ganz gut.
http://www.genealogie-kiening.de/todesurs.htm
http://www.weiperter-vorfahren.de/altezeit.html
Beste Grüße
Jan
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Aw.: Frais
Hallo,
eine Kolik ist ein Vorgang bei dem sich ein Hohlorgan nicht mehr regelrecht entleeren kann. Das betroffene Organ versucht dies mit höherem Druck zu überwinden, was sehr schmerzhaft ist. Der Schmerz ist dabei wellenartig, d.h. Phasen die fast schmerzfrei sind wechseln mit Phasen höchsten Schmerzes.
Patienten mit Koliken sind in der Regel unruhig, sie versuchen sich durch Bewegung Erleichterung zu verschaffen.
Als Fraisen bezeichnete man mit Krämpfen verbundene Krankheitszustände, wobei man davon ausgehen kann, dass keine exakte Unterscheidung zwischen der Art des Sterbens und der wirklich zugrunde liegenden Krankheitsursache gemacht wurde.
Unter der Bezeichnung verbergen sich also viele verschiedene Todesursachen, zumeist dürfte es sich um hochfieberhafte Erkrankungen aller Art gehandelt haben, da hohes Fieber insbesondere bei Kindern häufig zu Krämpfen führt.
Viele Grüße
LT
eine Kolik ist ein Vorgang bei dem sich ein Hohlorgan nicht mehr regelrecht entleeren kann. Das betroffene Organ versucht dies mit höherem Druck zu überwinden, was sehr schmerzhaft ist. Der Schmerz ist dabei wellenartig, d.h. Phasen die fast schmerzfrei sind wechseln mit Phasen höchsten Schmerzes.
Patienten mit Koliken sind in der Regel unruhig, sie versuchen sich durch Bewegung Erleichterung zu verschaffen.
Als Fraisen bezeichnete man mit Krämpfen verbundene Krankheitszustände, wobei man davon ausgehen kann, dass keine exakte Unterscheidung zwischen der Art des Sterbens und der wirklich zugrunde liegenden Krankheitsursache gemacht wurde.
Unter der Bezeichnung verbergen sich also viele verschiedene Todesursachen, zumeist dürfte es sich um hochfieberhafte Erkrankungen aller Art gehandelt haben, da hohes Fieber insbesondere bei Kindern häufig zu Krämpfen führt.
Viele Grüße
LT
- Landgraf31
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- Wohnort: Thüringen
Aw.: Frais
Okay, danke für die Klarstellung des Unterschiedes zwischen Koliken und Epilepsie. Ich bin wie gesagt medizinisch nicht so bewandert.
Die Links liefern sehr schön die Antwort auf meine Frage, vielen Dank dafür.
Die Links liefern sehr schön die Antwort auf meine Frage, vielen Dank dafür.
Aw.: Frais
Guten Abend,
vor einigen Jahren war ich mal im Oberschwäbischen Museumsdorf Kürndorf und dort gab es einen sehr interessanten Schwerpunkt rund um das Thema Schwangerschaft/Geburt/Babies/Kindersterblichkeit im bäuerlichen Millieu vergangener Jahrunderte. Es kann sogar sein, dass die betreffende Ausstellung dort immer noch zu besichtigen ist (ich erinnere mich nicht mehr, ob es eine Sonderausstellung war oder Teil des regulären Ausstellungsprogramms).
Jedendfalls: Zum Phänomen des Frais/Fraisen (der Begriff ist neben "Gichter", der das gleiche meint, auch in Oberschwaben geläufig) stand damals etwas auf einer Tafel geschrieben, worauf man aus unserer heutigen Sicht im Leben nicht kommt und was überdies dem romantisierenden Klischee des Landlebens massiv widerspricht: Offenbar war es nämlich bis ins 20. Jahrhundert hinein üblich, Babies nicht zu stillen, sondern von Geburt an mit einem dicken Mehlbrei zu füttern. Der bekam den Kleinen leider überhaupt nicht und führte häufig zu massiven Verdauungsbeschwerden sowie Komplikationen, die schnell lebensbedrohliche Ausmaße annehmen konnten.
Wikipedia bestätigt das: http://de.wikipedia.org/wiki/Babynahrung#Neuzeit
Man möchte es kaum glauben, aber unsere Altvorderen haben die Kleinen - wenn auch unwissentlich - mit völlig ungeeigneter Nahrung regelrecht gequält. Die Prozedur haben dementsprechend nur die gesundheitlich robusteren Babies überstanden. Die anderen sind an "der Frais" gestorben.
Viele Grüße
Uwe
vor einigen Jahren war ich mal im Oberschwäbischen Museumsdorf Kürndorf und dort gab es einen sehr interessanten Schwerpunkt rund um das Thema Schwangerschaft/Geburt/Babies/Kindersterblichkeit im bäuerlichen Millieu vergangener Jahrunderte. Es kann sogar sein, dass die betreffende Ausstellung dort immer noch zu besichtigen ist (ich erinnere mich nicht mehr, ob es eine Sonderausstellung war oder Teil des regulären Ausstellungsprogramms).
Jedendfalls: Zum Phänomen des Frais/Fraisen (der Begriff ist neben "Gichter", der das gleiche meint, auch in Oberschwaben geläufig) stand damals etwas auf einer Tafel geschrieben, worauf man aus unserer heutigen Sicht im Leben nicht kommt und was überdies dem romantisierenden Klischee des Landlebens massiv widerspricht: Offenbar war es nämlich bis ins 20. Jahrhundert hinein üblich, Babies nicht zu stillen, sondern von Geburt an mit einem dicken Mehlbrei zu füttern. Der bekam den Kleinen leider überhaupt nicht und führte häufig zu massiven Verdauungsbeschwerden sowie Komplikationen, die schnell lebensbedrohliche Ausmaße annehmen konnten.
Wikipedia bestätigt das: http://de.wikipedia.org/wiki/Babynahrung#Neuzeit
Man möchte es kaum glauben, aber unsere Altvorderen haben die Kleinen - wenn auch unwissentlich - mit völlig ungeeigneter Nahrung regelrecht gequält. Die Prozedur haben dementsprechend nur die gesundheitlich robusteren Babies überstanden. Die anderen sind an "der Frais" gestorben.
Viele Grüße
Uwe
Forschungsschwerpunkte:
Mändrik, Gayer, Jansdorf, Nikl, Strokele
Lauterbach, Strenitz, Zwittau
Mändrik, Gayer, Jansdorf, Nikl, Strokele
Lauterbach, Strenitz, Zwittau