Grundbücher von Greifendorf, geführt in Vierzighuben

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Karl Hönig
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Grundbücher von Greifendorf, geführt in Vierzighuben

Beitrag von Karl Hönig »

Mein Vorfahren betrieben seit etwa 1775 in Greifendorf Nr. 213 eine emphyteutische Abdeckerei, d.h. das Nutzungsrecht wurde über einen Erbpachtvertrag vergeben. Das Grundbuch von Greifendorf von 1850 bis 1880 konnte ich bei FamilySearch finden und konnte daraus einige interessante Erkenntnisse gewinnen.

In der Zeit von 1775 bis 1850 wurden die Grundbücher der Herrschaft Zwittau - und damit auch von Greifendorf - in Vierzighuben im dortigen fürsterzbischöflichen Schloss geführt.

Hat jemand einen Tipp für mich in welchem Archiv diese Grundbücher heute aufbewahrt werden? Online habe ich nichts finden können.

Danke schon einmal für Hinweise.
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Torre
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Aw.: Grundbücher von Greifendorf, geführt in Vierzighuben

Beitrag von Torre »

Hallo Karl Hönig,

ein Teil (Großteil?, alle?) dieser Grundbücher wird im Landesarchiv Opava, Zweigstelle Olomouc archiviert und Digitalisate sind auch über die Webpräsenz des Landesarchivs abrufbar: http://digi.archives.cz/da/.

Falls die Seite nicht auf Deutsch erscheint, oben ganz rechts deutsche Landesflagge auswählen. Zur Grundbuchsuche dann bei 'DATENBANK' (rechter Bereich) nur das Grundbuchsymbol (Haus mit Zaun) aktivieren und den tschechischen Ortsnamen oben in die Suchleiste eingeben.

Viele Grüße
Uwe
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Mändrik, Gayer, Jansdorf, Nikl, Strokele
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Karl Hönig
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Aw.: Grundbücher von Greifendorf, geführt in Vierzighuben

Beitrag von Karl Hönig »

Hallo Uwe,

herzlichen Dank für den Hinweis, der mich tatsächlich zum Grundbuch "Müller und Schänker 1756-1847" geführt hat, in dem die Einträge für die Greifendorfer Abdeckerei zu finden sind. Das Transkripieren der alten Handschrift wird wohl einige Zeit in Anspruch nehmen. Zumindest konnte ich aber schon mal entziffern, welche meiner Vorfahren die Erbpächter der Abdeckerei waren und wann sie erstmals gekauft wurde (1.11.1777). Schön ist es, im Kaufvertrag die Unterschrift meines Vorfahren Joseph Hönig zu sehen.

Das Archiv scheint auch eine Fundgrube für Informationen zum mährischen Abdeckerwesen zu sein - das wird mich eine Zeitlang beschäftigen.

In den Kirchenmatriken habe ich einen Hinweis gefunden, dass einer meiner Vorfahren um 1760 Abdecker in Zwittau war. Vielleicht wurde die Abdeckerei dann 1777 von Zwittau nach Greifendorf verlegt. Daher gleich meine nächste Frage: Wo liegen die Zwittauer Grundbücher? Im Landesarchiv Opava konnte ich sie nicht finden. Wurden diese gar nicht im Schloss von 40Huben geführt und sind eventuell beim Zwittauer Stadtbrand 1781 vernichtet worden?

Viele Grüße,

Karl Hönig
Schneeweis
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Aw.: Grundbücher von Greifendorf, geführt in Vierzighuben

Beitrag von Schneeweis »

Hallo Karl,

na bist Du weitergekommen mit "unseren" Ahnen?
Ab welcher Seite geht es denn bei dem Grundbuch der Müller und Schänker mit den Hönigs und der Abdeckerei los?
Da wird ich gerne auch mal ein Blick darauf werfen.

Viele Grüße

Schneeweis
Karl Hönig
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Aw.: Grundbücher von Greifendorf, geführt in Vierzighuben

Beitrag von Karl Hönig »

Wie sagt man so schön: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Hier in Kurzform, wie sich die Sache derzeit darstellt:

1. Das Abdeckerwesen in den böhmischen Ländern ist flächendeckend wohl erst nach dem 30-jährigen Krieg entstanden, vermutlich wegen großen Problemen mit Tierseuchen. Dazu hat Kaiser Ferdinand III. Söhne von Abeckern aus deutschen Ländern (vor allem aus Bayern) angeworben.

2. Der Name Hönig (Haenyg, Henik) taucht im Zusammenhang mit dem Abdeckerwesen erstmals um 1680 in Saar auf und verbreitet sich über Neustadtl, Ingrowitz und Politschka in den Schönhengstgau.

3. Im 18. Jahrhundert hat es in Zwittau eine Abdeckerei gegeben. Hier tauchen die Namen Anton und Franz Hönig auf. Es besteht aber noch weiterer Forschungsbedarf in den Kirchenmatriken. Ich suche dazu auch die Grundbücher von Zwittau, bin aber noch nicht fündig geworden.

4. Im Jahr 1777 kauft Joseph Hönig die Abdeckerei in Greifendorf Nr. 213 in Erbpacht vom Grundherrn, dem Bischof von Olmütz. Ich vermute, dass die Abdeckerei dabei von Zwittau nach Greifendorf verlegt wurde. Die Grundbücher zu der Abdeckerei in Greifendorf sind erhalten:
- Bischöfliche Oberbehörde in Vierzighuben: Grundbuch Müller und Schänker (1756 - 1847): Bilder 179 - 188
- K.K. Bezirkshauptmannschaft in Mährisch Trübau: Grundbuch Mühlen und Schrankhäuser (1847 - 1882): Bilder 44 - 47
Wo Joseph Hönig geboren wurde, ist noch ungeklärt.

5. Der Name Hönig taucht darüber hinaus im Raum Zwittau häufig auf. Eine Abgrenzung zu der Abdeckersippe Hönig ist relativ einfach möglich, da die Abdecker nur untereinander geheiratet haben. Geheiratet wurde vor allem mit den Sippen Pirko, Gruber, Hor(sch)inek, Johanides, Ledvina und Smital. Erst nachdem die "Unehrlichkeit" (=Unehrenhaftigkeit) der Abdecker aufgehoben wurde, konnte ab ca. 1800 mehr und mehr frei geheiratet werden. Die Ehefrauen kamen dann aus bekannten Greifendorfer Bauernfamilien, z.B. Heinz, Troltsch und Tobisch.

6. Nach dem Ende des Abdeckerwesens gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden meine Vorfahren in einem typischen Nachfolgeberuf tätig, nämlich als Gerber.

Ich denke, das Thema wird mich noch länger beschäftigen ...
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