Hallo Thomas, Dieter S. und alle an diesem Thema Interessierten,
hier noch eine kleine Anekdote aus meinem Leben zu diesem Thema:
In meinem Heimatort Fischbeck (seit 1937 Hamburg-Fischbek) gab es bis weit in die 50er Jahre hinein den
Dorfnamen "Kruskopp" und vom jeweiligen Bauern/Besitzer wurde stets nur als "Kruskopp" gesprochen, eigentlicher
Hofname war aber "Bäcker-Luten" (=Bäcker-Ludwig), tatsächlicher Familienname seit langer Zeit Wolkenhauer.
Ich muß so ungefähr sechs Jahre alt gewesen sein, so kurz vor meiner Einschulung, und meine Mutter hatte mir stets eingeimpft ja jeden Erwachsenen im Dorf unter allen Umständen zu grüßen, sollte ich jemanden treffen.
Nun, eines Tages also begenete mir der Kruskopp-Bauer auf meinem Weg zum Kaufmann und nicht ahnend, daß dieser liebe Mensch natürlich mitnichten wirklich Kruskopp hieß, schmetterte ich ihm mit meinem freundlichsten Lächeln ein "Guten Morgen, Herr Krauskopf!" über die Straße hinweg entgegen und war schon sehr enttäuscht, daß er mich, statt freundlich zurückzugrüßen, nur so irgendwie komisch ansah.
Kaum wieder zuhause habe ich mich postwendend bei meiner Mutter über den ollen, unfreundlichen Kruskopp-Bauern beschwert; und was soll ich sagen...
Meine Mutter schwankte irgendwie zwischen lautem Loslachen und blankem Entsetzen und brachte schließlich mühsam herraus: "Kind, Du hast doch nicht etwa wirklich Herrn Wolkenhauer mit 'Herr Krauskopf' gegrüßt!?! Ja, weißt Du denn nicht, daß man die Bauern von "Bäcker-Luten" nur dann "Kruskopp" nennt, wenn sie selbst nicht dabei sind??"
Nein, wußte ich nicht

Woher auch

Hatte mir vorher schließlich niemand gesagt
Eigentlich war ich sogar ziemlich stolz darauf gewesen, das plattdeutsche "Kruskopp" fehlerfrei ins hochdeutsche "Krauskopf" übersetzt zu haben. Leider, leider nur hat "Kruskopp" zumindest im Plattdeutschen zwei Bedeutungen: 1) Lockenkopf 2) verwirrter, nicht ganz ernstzunehmender Mensch; und man sollte also tunlichst niemanden direkt mit diesem Dorfnamen anreden, schon gar nicht einen ziemlich wohlhabenden Großbauern, auch wenn der natürlich wußte, daß aus alter Tradition alle Bauern dieses Hofes hinter vorgehaltener Hand im Dorf nur so genannt wurden.
Tja, und damit mir ein solcher "Fauxpas" nie wieder passiert, haben meine Mutter und Großmutter, mich noch am gleichen Nachmittag in die Geheimnisse der Fischbeker Dorf- und Hofnamen eingeweiht. Und ich war dann anschließend wiederum furchtbar stolz auf mein für eine gerade mal Sechsjährige wohl eher ungewöhnlich umfassendes, neuerworbenes "Insiderwissen"!
Könnte heute noch fast

, wenn ich an obige Geschichte denke, auch wenn der Dorfname "Kruskopp" schon längst überhaupt nicht mehr gebraucht wird und auch den Hofname "Bäcker-Luten" allmählich kaum noch jemand benutzt. Wir sind inzwischen hier schon so städtisch, daß der jetzige Besitzer ganz einfach Gerhard Wolkenhauer genannt wird und nur noch unter den Alteingessenen der Zusatz "Bäcker-Lutens-Sohn, Du weißt schon Kruskopp" hin und wieder erwähnt wird. Schade eigentlich!
Sonnige, aber kalte Grüße aus Hamburg,
Gisela (oder Erna-Wentziens-Tochter)
P.S. Übrigens wurde auch mein Vater als "hergelaufener" Vertriebener immer nur über meine Mutter definiert und hieß daher Theo, Erna-Wentziens-Mann. Nur wenige hatten zur Kenntnis genommen, daß sie seit ihrer Heirat Langer hieß. Wer war im "Dorf" schon so ein unbekannter Herr Langer?